>>In dem kleinen chilenischen Küstenort St. Antonio lebt in spätpubertärer Müdigkeit Mario, der, gedrängt von seinem hart schaffenden Vater, sich widerwillig durchringt, eine Arbeit anzunehmen. Das einzige Angebot ist die schlecht bezahlte Stelle eines Briefträgers. Der einzig zu versorgende Kunde ist der berühmte Nationaldichter Pablo Neruda im benachbarten Ort Isla Negra. Zwischen beiden entwickelt sich eine familiäre Vertrautheit, bei der der Poet seinem ihm ans Herz wachsenden Postboten Metaphern als Kleinod der Sprachkunst nahe bringt. Schon wenig später gelingt es Mario mit den feinfühligen Sprachbildern die bezaubernde Beatrix zu beeindrucken. Ihre Mutter, die konfliktstarke Witwe Gonzalez, versucht entschlossen Marios Liebeswerben um ihre 17-jährige Tochter abzuwehren. Entsprechend schreckt sie auch vor einem Drohbesuch bei Pablo Neruda nicht zurück, als sie vermutet, dass es im Besonderen die zitierten Metaphern von Neruda sind, die Beatrix´s Herz erwärmen.
Beim Wahlsieg Allendes und der folgenden Jubelfeier schäumt auch die Zuneigung zwischen den beiden jungen Leuten über. Ein von Beatrix angeregtes erotisches Eierspiel, bei dem schon bald die runden Formen von Ei und Körperwölbungen nicht mehr auseinander zu halten sind, endet in der heftig ersehnten Vereinigung. Natürlich bleibt der Kindersegen nicht aus, worauf die lebensnahe Mutter Gonzales kurz entschlossen die Seite wechselt und die Hochzeit vorbereitet.
Derweil nimmt der politische Gang seinen Lauf. Pablo Neruda wird Botschafter in Paris, kehrt bald krank zurück, Allende wird gestürzt und ermordet, Versorgungsengpässe entzweien die Bevölkerung und Putschisten übernehmen schließlich die Macht. Pablo Neruda stirbt. Mario wird als linker Dichter, der er mittlerweile in einer bescheidenen Art geworden ist, verhaftet.
Die Geschichte lebt von der überraschenden Beziehung zwei ungleicher Hauptpersonen: dem legendären Dichter und dem namenlosen Postboten. Zum Bindeglied wird die Magie der Metapher. Die Methapher vermittelt in einer bildhaften Übertragung die Verbindung zwischen Kopf und Herz und schafft damit so etwas wie emotionale Erkenntnis. Dem anrührenden Vater-Sohn-Paar (Neruda – Mario) steht das Mutter – Tochter Duo gegenüber. Wie Antipoden scheinen beide Gruppen im Widerstreit zu stehen (Mutter verteidigt Tochter gegen Männer) bis auch hier die Kraft der Metapher letztlich Glück stiftet. Das Sprachelement begleitet den Verlauf der Handlung und führt schließlich zum Titel des Buches als Pablo Neruda den Nobelpreis erhält und in seiner Dankesrede die metaphorische Wendung des französischen Dichters Rimbaud ins Rampenlicht rückt: „…werden wir bewaffnet mit brennender Geduld, die strahlenden Städte betreten“, was sowohl poetisch wie politisch interpretiert werden darf – vor allem in Zeiten der revolutionären Unruhe. Ein letztes Mal tritt die Metapher bei Nerudas Tod hervor, als der Sterbende den Übergang vom Leben zum Tod mit dem Fluss des Wassers beschreibt von dem er sich schließlich mitreißen lässt.
Das Buch folgt sehr gradlinig einem verhältnismäßig schlichten Handlungsstrang, der von wenigen Personen ohne jede Doppelbödigkeit getragen wird. Vor diesem Hintergrund ist ein ganz und gar überzeugendes poetisches Werk entstanden, das Lesen zum Genuss macht. Note: 1 (ur)<<